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Wölfe und Lamas

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And now for something completely different… Sorry, but this article is in German because I want to share information that may not be as known in Germany as it is in other parts of the world.
Heute mal was ganz anderes: ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Zumal ich in einer sehr ländlichen Region lebe, in der Agrarwirtschaft und Umweltschutz manchmal miteinander kollidieren. Es geht mir darum, ein Thema mit hohem Konfliktpotenzial zu betrachten: die Rückkehr der Wölfe.

Ich bemühe mich um Objektivität, denn grundsätzlich ist eine Erhöhung der Artenvielfalt durch zurückkehrende Arten immer wünschenswert. Aber es sollte niemand erleben müssen, seine Haus- und Nutztiere in ihrem eigenen Blut auf der Wiese liegen zu sehen.

Artenschutz und Nutztierhaltung, ein unlösbares Dilemma?

Es ist mittlerweile gut dokumentiert, was für enorme Vorteile die Rückkehr von Beutegreifern haben kann. Beispielsweise wird durch die Reduzierung von Schalenwild wie Rehen und Hirschen der Verbiss des Waldes reduziert. Dadurch kehren neue, alte Pflanzenarten zurück, die wiederum Insekten und Vögel anziehen. Dies hat wiederum positive Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Problematisch wird es dann, wenn sich die Wölfe an Nutztieren vergreifen anstatt an ihrer natürlichen Beute.

In Deutschland gibt es für Nutztierhalter Fördermittel, die beantragt werden können um eine Weide „wolfssicher“ zu machen. Das Geld kann zum Beispiel für spezielle Zäune verwendet werden oder für die Anschaffung von Herdenschutzhunden. Beides ist sehr teuer und an manchen Orten überhaupt nicht realisierbar. Zum Beispiel kommt niemand auf die Idee, an steilen, felsigen Gebirgshängen kilometerlange Schutzzäune zu ziehen. Oder in einem Wohngebiet einen Herdenschutzhund in seine Hobby-Schafherde zu setzen, wenn Stress mit den Nachbarn vorprogrammiert ist wegen des nächtlichen Gebells.

Außerdem dauert es, bis das Geld beim Nutztierhalter ankommt. In den Wochen dazwischen steigt das Risiko für (weitere) Angriffe. Für Hobby-Tierhalter sieht es sogar noch schlechter aus, da sie in der Regel noch nicht einmal Schadensersatzansprüche haben, wenn Wölfe eines oder mehr ihrer Schafe reißen.

Über den Tellerrand schauen und Informationen teilen

Was ich in den letzten Jahren festgestellt habe ist, dass die Debatte um den Wolf sehr emotional aber wenig zielgerichtet geführt wird. Es lohnt sich, einen Blick über den Tellerrand zu wagen, beziehungsweise über die Landesgrenzen. Wie gehen Bauern und Viehhalter in anderen Teilen der Welt damit um, dass Wölfe es auf ihre Tiere aubgesehen haben? Ich möchte hier ein Plädoyer schreiben für ein Tier, das viele wahrscheinlich überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Es ist aber genauso effizient wie ein Herdenschutzhund, kostet aber deutlich weniger in der Anschaffung und im Unterhalt. Und das beste: man muss es nicht einmal teuer ausbilden lassen, denn es folgt nur seinen Instinkten: das Lama.

In den USA gibt es viele Tierhalter, die Wachlamas in ihren Herden halten. Einige Beispiele (leider nur auf Englisch): Guard llamas Wikipedia, Guard llamas, article of the Iowa State University. Es geht in diesem Artikel hauptsächlich um Kojoten, aber es hat sich gezeigt, dass die Wachlamas die Herden sogar gegen Pumas verteidigen können. Lamas haben anscheinend eine angeborene Abneigung gegen Hundeartige und wenn sie eine Herde Schafe oder andere Tiere als ihre “Familie” angenommen haben, dann verteidigen sie sie. Die befragten Viehzüchter geben an, dass die raubtierbedingten Verluste in ihren Herden von 11% auf 1% gesunken sind, seit sie Lamas haben. Auch in der Schweiz werden Schafherden bereits von Lamas bewacht, mit gutem Erfolg.

Ein evolutionärer Faktor, der oft übersehen wird: Lamas haben einen weniger stark ausgeprägten Fluchttrieb als zum Beispiel Schafe oder Pferde. Sie stammen aus einem rauhen, bergigen Lebensraum, in dem panisches Fluchtverhalten einen evolutionären Nachteil darstellt aufgrund der Verletzungsgefahr und dem hohem Energieverbrauch. Anstatt sofort zu flüchten, bleiben sie zunächst also stehen und beobachten die potenzielle Gefahr sehr genau. Wenn der Räuber sich weiter nähert, gehen sie zum Angriff über. Das selbe gilt im übrigen auch für Esel. Es gibt entsprechende Tests, ob auch Esel für den Herdenschutz geeignet sind.

Ein weiterer unschlagbarer Vorteil von Lamas: Sie brauchen keine andere Pflege und kein anderes Futter als die Schafe ohnehin schon bekommen. Und sie machen keinen Lärm. Kein Nachbar kann sich wegen nächtlichen Gebells aufregen. Lamas müssen wie Schafe geschoren werden und natürlich muss man auch bei ihnen regelmäßig die Klauen kontrollieren. Und man braucht natürlich einen betreuenden Tierarzt, der sich mit Lamas auskennt – dies ist vielleicht die größte Hürde in Deutschland im Moment.

Fazit

Warum schreibe ich das alles? Zum einen, weil ich Lamas wirklich mag und gern selbst welche hätte. Zum anderen, weil ich diese wichtige Information in der deutschen Debatte sehr vermisse. Ich habe schon mit vielen Menschen über Wölfe gesprochen, darunter auch zum Beispiel mit Jägern, aber für alle waren diese Informationen vollkommen neu. Offenbar weiß kaum jemand von den wunderbaren Fähigkeiten dieser liebenswerten Tiere. Mir ist es wichtig, diese Informationen zu verbreiten in der Hoffnung, dass ein tierfreundliches Zusammenleben von Räuber und Nutztier dadurch wahrscheinlicher wird.

Ich möchte nicht behaupten, dass Lamahaltung ein Wundermittel gegen alle Probleme ist, und es gibt sehr negative Fälle von Lamas, die sogar Schafe getötet haben. Aber ich wünsche mir in der Wolfdebatte mehr Lösungsoriertiertheit anstatt bürokratischem Hürdenlauf, und mehr Empathie auf beiden Seiten.

Danke fürs Lesen und ich würde mich freuen, wenn du diese Information gegebenenfalls an einen Tierhalter weitergeben könntest, der nach einer kostengünstigen und schnell umsetzbaren Lösung sucht.

Bildrechte: Lama-Foto von Simon Wiedensohler auf Unsplash

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